Start am 09.06.2013
Sven hatte mal wieder die Flüge optimal koordiniert, so dass wir fast zeitgleich in Paris ankommen sollten, wenn mein Flieger nicht über 2 Stunden Verspätung gehabt hätte. Das
Einchecken beider Fahrräder lief problemlos, das notwendige Abschrauben der Pedalen klappte hervorragend: Sie wurden gleich im Handgepäck verstaut. Dass ich daraufhin meine
Tasche bei der Gepäckkontrolle öffnen musste, um dem Sicherheitsmenschen die Ungefährlichkeit der Pedalen vorzuführen, hatte mich auch noch nicht irritiert. Erst als er in die
Tasche zeigte und sagte: „Die sind konfisziert!“, wurde mir mulmig. 500 km ohne Pedalen schienen mir nicht sehr verlockend. Zum Glück meinte der Humorist meine Verpflegung,
weil er seine Lieblingskekse entdeckt hatte.
Sven erwartete mich halb lesend, halb schlafend an der Gepäckausgabe, wo wir gleich die Fahrräder zusammenschraubten.
Kurz vor dem Bahnsteig, an dem der Zug nach Paris halten sollte, fiel Sven zum Glück auf, dass er seinen Helm beim Gepäckband liegen gelassen hatte. Im Helm waren gut versteckt seine Papier, Kreditkarten und Bargeld. Aber in Paris kommt ja bekanntlich nichts weg….
Die Metro brachte uns dann zum Gare du Nord: Auch mit Fahrrädern kein Problem, selbst für die obligatorischen Drehkreuze gibt es Fahrradlösungen. Direkt am Bahnhof hatten wir dann das schlechteste und teuerste Hotel unserer Etappe.
Da wir eigentlich um 9 Uhr auf der Straße sein wollten, starteten wir früh ohne Frühstück zum Gare de L‘Est und hatten dort noch ausreichend Zeit beim Snack die Bahnhofshalle zu bewundern.
Reims kannten wir noch von der letzten Etappe, so dass wir uns nicht groß orientieren mussten und gleich zielstrebig voller Elan durch Rückenwind beflügelt in die erste Tagesetappe starteten. Es sollte die Tagesetappe mit der höchsten Durchschnittsgeschwindigkeit bis dato auf unserer Tour werden. Einziger Schönheitsfehler war bei meiner Navigation, dass sich die Kreuzung, an der wir abbiegen sollten, als Brücke erwies. Ergebnis: 5 km gegen Wind wieder zurück, um den richtigen Abzweiger zu bekommen.
Der erste Tag hat uns schon gezeigt, dass der Nordern von Frankreich nur wenig besiedelt ist. Bis zu unserem ersten Tagesetappenziel Bar-Le-Duc hatten wir kaum eine Möglichkeit, unsere Wasservorräte aufzufüllen. In dem netten Ort Bar-Le-Duc viel uns die Wahl für ein Hotel und ein Restaurant nicht schwer, da von beidem jeweils nur ein Exemplar vorhanden war. Wir sind auf jeden Fall satt geworden und haben geschlafen. Am nächsten Tag starteten wir in Richtung Nancy. Leider hatten wir es versäumt, unsere Wasservorräte ganz aufzufüllen. Bis zum frühen Nachmittag kamen wir weder an einem Laden noch an einer Tankstelle vorbei, so dass wir unsere Route verlassen mussten, um einen
größeren Ort anzufahren. Hier gab es tatsächlich eine Tankstelle für unseren Wasservorrat mit angeschlossenem Café!!!
Wir erreichten Nancy am frühen Nachmittag und fanden ein sehr schönes Hotel im Zentrum. Auf der Suche nach einem Restaurant ließen wir uns über den Place Stanislas treiben, der durch seine vergoldeten Brunnen und Gebäude nur so glänzt. Durch seine Restaurants und Cafés ist der riesige Platz trotzdem belebt und man kann herrlich bei einem Eis den Abend einläuten.
Auch nachts ist der Platz traumhaft schön …..
Am nächsten Morgen wurde das Frühstück auch auf den Place Stanislav verlegt und ab ging es auf die dritte Tagesetappe in Richtung Sarrebourg. Wir wollten so schnell wie möglich am Marne-Rhein-Kanal entlangfahren. Der östliche Teil des Marne-Rhein-Kanals verbindet die Mosel bei Nancy mit dem Rhein bei Straßburg und überwindet dabei 267 Höhenmeter der Vogesen mit 57 Schleusen und 2 Tunnel.
Trotz Google-Maps und Google-Earth war es nicht ganz ersichtlich, ab wann man eine vernünftige Möglichkeit hatte, dem Kanal per Fahrrad zu folgen. So überquerten wir den Kanal mehrfach, ohne den Trampelpfad neben dem Kanal als Fahrradweg einzustufen. Wir fuhren bei schönem Wetter und leichtem Rückenwind bis Sarrebourg und entschieden uns, noch 15 km bis Saverne weiterzufahren.
Bei Arzwiler ist der Kanal für über 2 km in einem Tunnel verschwunden. Dort wurden früher die Schiffe mit kleinen Schmalspureisenbahnen gezogen. Etwas später fährt man direkt auf die Ruine der Lützelburg zu.
Der Fahrradweg ist gut geteert, der Wind kam immer noch von Achtern und die Sonne meinte es auch gut zu uns. So konnte es weitergehen.
Saverne ist ein netter, touristischer Ort im Elsaß, der für seine Größe eine ganze Menge Hotels hat, aber um diese Zeit auch eine Menge Touristen. Ergo: Alle Hotels waren ausgebucht. Nur das einzige Hotel ohne jeglichen Stern hatte noch ein Zimmer frei, das wir ohne es in Augenschein zu nehmen, sofort buchten.
Der Kanal führt direkt durch den Ort und mitten im Ort ist eine der 57 Schleusen. Direkt neben der Schleuse ist ein nettes Gartenlokal, in dem wir den herrlichen Tag mit einem ausgiebigen Essen feierten.
Die 4. Tagesetappe führte uns den ganzen Tag am Kanal entlang, bis wir nach Straßburg kamen. Für den Navigator ein sehr entspannter Tag. Die Steigungen beschränkten sich auch auf jeweils ein paar Meter pro Schleuse. Es begleiteten uns mehr Wassertiere als Menschen.
Straßburg, eine unheimlich pulsierende Stadt mit Menschen mit wichtigem Gesichtsausdruck und schwarzen Aktenkoffern, aufgefüllt mit jeder Menge Touristen aus allen Ländern. Beeindrucken ist schon von weitem das Gebäude des europäischen Parlaments, aber auch die Altstadt auf der großen Insel ist sehenswert.
Dieses schöne Haus mit Garten dient einem Psychologen als Praxis. Es hat übrigens nichts mit dem Hochwasser zu tun, sondern der Straßburg umfließenden Ill wurden hier ein paar Quadratmeter abgetrotzt. Jedem seine eigene Insel!!!
Hinter Straßburg fuhren wir weiter am Kanal entlang gen Süden parallel zum Rhein bis nach Rhinau, wo wir mit der Fähre Frankreich verließen. Auf der anderen Seite in Kappel trafen wir auf Moni und Jette (Hund von Moni), die uns beide herzlich begrüßten.
Moni brachte uns mit den Fahrrädern zu unserem Hotel. Vorher wurden aber noch bei Moni auf der Terasse bei gefühlten 40 Grad im Schatten einige Liter Cola und Sprite vernichtet. Das war einer der heißesten Tage, die wir auf unserer Tour erlebt hatten.
Am Abend stießen noch Finn und Kjell, die Söhne von Sven, sowie Rainer (Freund aus Hamburg) zu unserer Truppe dazu, so dass wir das Ende des 4. Etappentages schon fast wie einen Zieleinlauf feierten. Auf der letzten Tagesetappe nach Basel standen Finn, Kjell und Rainer damit schon bereit, während Rolf erst am nächsten Tag zu uns stieß.
Vielen Dank auch an Finn und Kjell, die meinen Fahrradhelm von der Straße aufgelesen hatten, den nach der Fotosession (siehe oben), auf Monis Autodach gelegt hatte.
So trafen wir uns am nächsten Morgen in Kappel (nicht Kappeln) in der Nähe vom Europapark in Rust zum Start der letzten Tagesetappe mit der Familie Boltje, die Teil des Logistikkonzeptes war.
Die Fahrräder sind fit: Wir können starten. Hier noch einmal einen herzlichen Dank an Moni, die die Logistik perfekt organisiert hatte. Mit ihrem Anhänger wurden die Fahrräder immer pünktlich und heil zum richtigen Ort kutschiert.
Die letzte Tagesetappe nach Basel wollten wir möglichst nah am Rhein auf dem Rheinradweg fahren. Leider waren die superhightec Rennräder unserer Gäste nicht für die Schotterpiste geeignet und unsere (besser: meine) Freude an den kleinen Offroad-Wegen nahm nach den ersten beiden Reifenpannen dramatisch ab, so dass wir uns lieber wieder in Richtung Straße orientierten.
Routenneuplanung: Rolf und Frank beim Kartenstudieren. Die Route wird umgeplant: Wir fahren auf der französischen Seite weiter.
2000 Kilometer auf unserer x-europetour haben wir hinter uns, was wir natürlich mit lauwarmen Wasser feiern. Die Rennräder konnten sich an langen Landstraßen austoben: Es wurde Zeit, dass wir wieder auf kleinere Straßen mit schlechtem Belag wechselten.
Die Grenze in die Schweiz zeigt uns an, dass wir unser diesjähriges Etappenziel Basel erreicht haben. Nach Schottland, England, Frankreich, Belgien und Deutschland radelten wir jetzt mit der Schweiz in das sechste Land.
Abends gab es dann ein hervorragendes Abendessen bei der Familie Boltje. Nochmals herzlichen Dank dafür! Das war ein sehr netter Abschluss einer superschönen Jahresetappe, bei der alle Beteiligten unseren Spaß an der x-europe-tour mitfühlen konnten.
Während Rainer, Moni und ich schon wieder auf dem Heimweg waren, gab es für Familie Gade noch eine spezielle Sightseeingtour durch Basel, geführt von Familie Boltje.